Infobrief Digitalisierung
Liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Lehrerinnen und Lehrer,
liebe Eltern,
ich wende mich heute mit diesem Schreiben an Euch und Sie, um über eine zukunftsweisende Entscheidung in unserer Schule zu informieren.
Wie viele von Ihnen/von Euch bereits mitbekommen haben werden, hat sich unsere Schule in den vergangenen zwei Jahren besonders intensiv mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt.
Zunächst wurden viele technische Veränderungen vorgenommen: Es wurden Präsentationsmöglichkeiten in jedem Klassenraum geschaffen und jeder Lehrerin/jedem Lehrer wurde der Einsatz von Tablets im Unterricht ermöglicht. Das WLAN-Netz wurde weiter ausgebaut und verbessert. Schließlich wurde das Lernmanagementsystem bzw. die Kommunikationsplattform IServ installiert, die über einen eigenen und datenschutzsicheren Server eine schulinterne Kommunikation und einen Dateiaustausch ermöglicht sowie viele weitere Module bietet (z.B. Wahl- oder Umfragetools, Vertretungs- und Klausurplan etc.). Sie als Eltern sollen demnächst ebenfalls einen Zugang erhalten; im Moment bestehen diesbezüglich noch technische Schwierigkeiten, die in der Klärung sind.
Auch wenn noch nicht alles permanent gut funktioniert, so ist unsere Schule in den letzten beiden Jahren in diesem Bereich einen sehr großen Schritt vorangekommen. Sicherlich werden noch einige Dinge überprüft werden müssen: So wird in den Sommerferien ein Ingenieurbüro, in Zusammenarbeit mit der Stadt, unsere Schule bzw. das Leitungsnetz detailliert unter die Lupe nehmen, um dafür zu sorgen, dass das WLAN-Netz für eine Vielzahl zukünftiger Endgeräte ausreichend dimensioniert ist und tatsächlich in jedem Klassenraum, insbesondere im 2. Stock, einen guten Empfang bietet.
Nach der Klärung dieser vielen technischen Fragen ist es nun endlich an der Zeit, die wesentlich wichtigeren Aspekte, nämlich didaktisch-pädagogische in den Blick zu nehmen, um Unterricht durch digitale Elemente anzureichern und den Schülerinnen und Schülern digitale Kompetenzen anwendungsbezogen zu vermitteln.
Um das zu erreichen und vor allem, um jede Schülerin/jeden Schüler fit für die digitale berufliche und private Zukunft zu machen, ist es notwendig, dass jeder über ein Endgerät, d.h. ein Tablet verfügt und dieses sinnvoll in und teils auch außerhalb des Unterrichts einsetzen kann. Die Frage der Endgeräte war bislang die schwierigste unter all den vielen Fragen zur Digitalisierung. Nun ist sie für einen ersten Einstieg geklärt.
Die Stadt und alle schulischen Gremien haben dem von der Arbeitsgruppe Medien unterbreiteten Vorschlag für ein umfassendes, wenn auch vorläufiges Medienkonzept, das auch die Frage der Endgeräte einschließt, zugestimmt. Es sieht folgende Regelungen vor, die, - mit einer Ausnahme -, für alle Schüler/-innen mit Beginn des kommenden Schuljahres 2019/20 gelten:
Jgst. 5 und 6:
Anschaffung von Tablet-Koffern für Klassenräume, damit Lehrerinnen und Lehrer sie phasenweise im Unterricht einsetzen können; gilt ab dem Schuljahr 2019/20; einige Koffer sind bereits eingetroffen, weitere bestellt
Jgst. 7 und 8:
Ausstattung aller Schüler/-innen mit einem eigenen Endgerät (inkl. Tastatur und Stift), das im Besitz der Stadt und nach dem Unterricht in der Schule verbleibt; gilt ab dem Schuljahr 2020/21
Jgst. 9 und EF:
Ausstattung aller Schüler/-innen mit einem eigenen Endgerät (inkl. Tastatur und Stift sowie Versicherung), das von den Eltern angeschafft wird, in ihrem Besitz ist, lediglich von der Schule administriert wird und daher mit nach Hause genommen werden kann; ersetzt den grafikfähigen Taschenrechner; gilt ab dem Schuljahr 2019/20
Jgst. Q1 und Q2:
unverändert bleibt: Schüler/-innen dürfen ihre eigenen Geräte mit in die Schule bringen und sie im Unterricht nutzen; eine Administrierung der Geräte und ein Einsatz in Klausuren als Ersatz des Taschenrechners ist aus schulorganisatorischen Gründen aber nicht möglich; es wird nicht von einer flächendeckenden 1:1-Ausstattung ausgegangen
Das bedeutet, dass schon im kommenden Schuljahr zahlreiche Schüler/-innen mit Endgeräten ausgestattet sein werden und spätestens ab dem darauf folgenden Schuljahr 2020/21 alle Schüler/-innen von der Jgst. 7 bis einschließlich zur Jgst. Q1 ein eigenes Endgerät werden nutzen können. Dass wir mit den Jahrgangsstufen 7 und 8 erst im Schuljahr 2020/21 starten können, hat sowohl schulorganisatorische Gründe, unterliegt aber auch Finanzierungsgründen der Stadt.
Darüber hinaus freuen wir uns, dass wir auch die schwierige Situation im Fach Mathematik lösen konnten: Mit der Anschaffung der Tablets ist der Kauf der teuren grafikfähigen Taschenrechner nicht mehr notwendig, da die Tablets ihn ersetzen werden. Dies wird auch in Prüfungssituationen, in denen die Geräte in einen sicheren Prüfungsmodus versetzt werden können, möglich sein; wie bereits einige andere Schulen überzeugend unter Beweis gestellt haben. Die dafür notwendige Ausnahmegenehmigung von der Bezirksregierung ist bereits auf den Weg gebracht.
Obwohl die Elternvertreter in der Schulpflegschaft einstimmig signalisiert haben, diesen Weg mitzugehen und obwohl es ein angemessenes Finanzierungsangebot für die Geräte gibt (3-36 Monate, 0%-Finanzierung, Raten ab 16€ monatlich, inkl. Komplettversicherung; oder: Sofortkauf ab 576€) wird es sicher auch Eltern geben, die vor eine große finanzielle Herausforderung gestellt werden; insbesondere dann, wenn Eltern mehrere Kinder in den entsprechenden Jahrgangsstufen haben.
In dieser Angelegenheit sehen sowohl wir als Schule als auch die Stadt Bünde eine klare Verantwortung: Bildung darf nicht von finanziellen Rahmenbedingungen abhängen. Sollte es Ihrerseits also Schwierigkeiten bzgl. der Finanzierung geben, wenden Sie sich bitte direkt an die Schulleitung, damit wir gemeinsam Lösungen finden können.
Was wollen wir mit der Digitalisierung von Unterricht eigentlich erreichen?
Wie jeder von uns fast täglich mitbekommt, entfernt sich das System Schule immer mehr von der tatsächlichen Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Längst hat die Digitalisierung all unsere Lebensbereiche erfasst und das wird in Zukunft noch deutlicher Gestalt annehmen. Die Berufswelt ist im Umbruch, auch hier hält Digitalität zunehmend Einzug. Dem trägt nun auch das Land NRW und das Schulministerium Rechnung, indem die neuen Lehrpläne für die Rückkehr zu G9 entsprechend angepasst und digitale Kompetenzen hinzugefügt wurden, die nun in Schule umzusetzen sind. Diese Kompetenzen, die von den Schülerinnen und Schülern im Laufe ihrer Schulzeit in jedem Fach und auch fächerübergreifend erlangt werden sollen, basieren auf dem Medienkompetenzrahmen des Landes NRW. Dieser weist nun nicht mehr nur Kompetenzen im Rahmen von „Informieren und Recherchieren“, „Kommunizieren und Kooperieren“ oder „Produzieren und Präsentieren“ aus, sondern setzt auch weitere Kompetenzen voraus, z.B. „Analysieren und Reflektieren“, d.h. „Die interessengeleitete Setzung und Verbreitung von Themen in Medien erkennen sowie in Bezug auf die Meinungsbildung beurteilen“ oder „Basiskompetenz: Rechtliche Grundlagen des Persönlichkeits- (u. a. des Bildrechts), Urheber- und Nutzungsrechts (u. a. Lizenzen) überprüfen, bewerten und beachten“. Eine besondere Herausforderung stellt dabei der Bereich „Problemlösen und Modellieren“ dar, der Algorithmen in den Mittelpunkt rückt und das eigene Programmieren verlangt. (siehe auch: https://medienkompetenzrahmen.nrw/). Darüber hinaus werden wir als Schule über die in der Stundentafel als verpflichtend zu erteilenden Unterrichtsstunden hinaus Stunden für Medienerziehung bzw. die informatische Bildung bereitstellen, die in den Jahrgangsstufen 5 und 7 als offizieller Unterricht fest verankert werden sollen.
Aus den genannten Gründen ist es höchste Zeit, einen Einstieg in die Digitalisierung von Schule zu finden. Als Schulleiter freue ich mich sehr, dass alle an dem bisherigen Prozess Beteiligten (Schüler/-innen, Lehrer/-innen, Eltern in allen schulischen Gremien) dieser Thematik sehr aufgeschlossen gegenüber stehen und sie in Gänze mittragen. Mittlerweile ist uns allen bewusst, dass wir uns dieser Verantwortung, die wir alle, Lehrer/-innen wie Eltern als auch Schüler/-innen tragen, nicht mehr entziehen können.
Doch ich habe auch großes Verständnis dafür, dass wir diesem Fortschritt an manchen Stellen mit Bauchschmerzen begegnen und ihn hinterfragen. Und genau das ist aus meiner Sicht auch richtig so. Positiv an unseren bisherigen Kraftanstrengungen ist besonders, dass wir die Gunst der Stunde nutzen können, um diesen Prozess noch maßgeblich selbst mitgestalten zu können. Noch können wir selbst festlegen, wie wir Unterricht damit anreichern wollen, wann wir welche Kompetenz anhand welcher Inhalte vermitteln wollen. Ob das in Zukunft so bleibt, ist durchaus fraglich.
Bei all dem fortschrittlichen Denken und der Vorfreude vieler Beteiligten, Unterricht mit digitalen Endgeräten deutlich abwechslungsreicher und motivierender und bezogen auf die neuen digitalen Kompetenzen zielgerichteter und sinnvoller gestalten zu können, so sollten wir eines nie aus dem Blick verlieren:
Den Mittelpunkt unserer Schule bilden nach wie vor und auch in Zukunft die Menschen und das menschliche Miteinander.
Und: Die digitalen Endgeräte werden den analogen Unterricht nicht ersetzen, sie sollen ihn anreichern. Ein phasenweiser und gezielter Einsatz ist das Gebot der Stunde.
Bei all diesem Enthusiasmus, der sicherlich auf vielen Seiten existiert, vor allem auf Seiten der Schülerinnen und Schüler, aber auch bei mir als Schuleiter selbst, sollten wir auch dies berücksichtigen:
Unsere Schule geht mit großen Schritten voran. Das bedeutet aber auch, dass Fehler passieren werden und dass manche Dinge anfangs nicht so funktionieren werden, wie wir uns das wünschten. Aber: Wer aus der Erfahrung lernt, der lernt bekanntlich am meisten, zumindest am gründlichsten.
Wir sind schon sehr weit, aber doch stehen wir alle am Anfang.
Daher bitte ich Sie und Euch alle um gegenseitige Rücksicht:
- Sie als Eltern, nicht zu viel zu erwarten: Sie kaufen ein Endgerät (ab Jgst. 9) und erwarten, dass es entsprechend genutzt wird. Das ist unser Ziel, aber bitte geben Sie den Lehrerinnen und Lehrern die Zeit, die sie brauchen, um Erfahrungen zu sammeln.
- Sie als Lehrerinnen und Lehrer, den Mut zu haben, Unterricht digital zu gestalten: Sie müssen keine Experten sein. Unterstützen Sie sich gegenseitig und teilen Sie Ihre Kenntnisse. Haben Sie keine Scheu, auch Schüler/-innen um Rat zu fragen. Beachten Sie, dass auch Schüler/-innen Ängste haben (können), die Geräte nicht richtig zu bedienen.
- Sie und Ihr als Schülerinnen und Schüler, nicht zu ungeduldig zu sein: Alle können unterschiedlich gut mit den Endgeräten umgehen, auch die Lehrerinnen und Lehrer. Gebt Ihnen und der gesamten schulischen Technik die Chance, sich entwickeln zu können. Nicht alles wird immer sofort und reibungslos laufen können.
Liebe Schulgemeinde,
vor etwas mehr als 2 ½ Jahren bin ich an das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium gekommen und ich bin sehr stolz, Schulleiter dieser sowohl pädagogisch-didaktisch als auch technisch fortschrittlichen und vor allem menschlich so wunderbaren Schule zu sein. Lasst uns / Lassen Sie uns das FvSG auch in den nächsten Jahren gemeinsam weiterentwickeln und das menschliche Miteinander stets im Mittelpunkt behalten.
Es grüßt Sie herzlich
Gunnar Woltering, Schulleiter