Geschichte erleben: Die Exkursion des Geschichte-Leistungskurses der Q2 zur Wewelsburg

Geschichte erleben: Die Exkursion des Geschichte-Leistungskurses der Q2 zur Wewelsburg

von Gloria Dyck (Q2) erstellt am 09.09.2022

Am 07.09.2022 traf sich der Leistungskurs Geschichte von Herrn Seidel um acht Uhr am Busbahnhof um, von dort aus gemeinsam zur Wewelsburg, eine der wenigen Burgen mit dreieckigem Grundriss in Deutschland, zu fahren. Nach rund eineinhalb Stunden Busfahrt erreichte der Kurs die Richtung Paderborn gelegene Wewelsburg im gleichnamigen Ort und die dreistündige Führung mit persönlichem Guide konnte beginnen.
 
Das Schloss Wewelsburg wurde 1934 von Heinrich Himmler, der 1936 zum Chef der Polizei des nationalsozialistischen Deutschlands ernannt wurde, für den symbolischen Preis von einer Reichsmark pro Jahr gepachtet und sollte zu einer SS-Hochburg erhoben werden. Im ersten Teil der Führung wurde der Geschichtskurs durch den Nordturm geführt. Dieser wurde unter den Nationalsozialisten umgebaut und ihrer Ideologie entsprechend angepasst. So wurde beispielsweise der „Gruppenführersaal“ mit den zwölf Säulen und einer großen „schwarzen Sonne“ mittig auf dem Boden des Raumes errichtet und sollte vermutlich das Bild eines Kultes und der Gemeinschaft sowie die Geschlossenheit dieser Gemeinschaft auch architektonisch unterstreichen.
 
Gerade das Symbol der „schwarzen Sonne“ ist hierbei besonders auffällig: Während es zur Zeit des Nationalsozialismus gar nicht so bekannt war, ist es heutzutage gerade unter den Neonazis und rechtsradikalen Kreisen ein beliebtes Wiedererkennungssymbol. Aus diesem Grund sind auch heute noch erschreckende 2-5 Prozent der Besucher*innen erkennbar Rechtsradikale, die nur wegen der „schwarzen Sonne“ zur Wewelsburg reisen.
 
Ein weiterer Raum im Nordturm ist zudem die „Gruft“, in welcher ein „ewiges Feuer“ als Erinnerung an die verstorbenen SS-Anhänger brennen sollte. Ähnlich wie vieles anderes in und an der Wewelsburg wurde aber auch dieser Raum nie fertig gestellt. Seit 1978 ist der Nordturm jedoch zumindest wieder als Gedenkstätte gegen die Ideologien der nationalsozialistischen Herrschaft zu betreten.
 
Der zweite Teil der Führung führte den Kurs in die Ausstellung der KZ-Geschichte und der der Hinterbliebenen. So wurde 1939 das KZ Niederhagen am Ortsrand von Wewelsburg eröffnet, welches als Außenlager des KZ Sachsenhausen errichtet wurde und als Arbeitslager unter dem Leitsatz „Vernichtung durch Arbeit“ lief. So starben von den ca. 3.900 Inhaftierten 1.285, womit die Sterberate in diesem Arbeitslager eine der höchsten war, was vor alle mit dem „Kommando Nordturm“ zusammenhing, bei dessen Umbau Hunderte starben. Weitere Kommandos liefen durch Teile des Dorfes Wewelsburg, wodurch die Präsenz von Häftlingen den Dorfbewohnern mehr als bewusst war. Ab Mai 1943 wurden das Arbeitslager jedoch aufgelöst, da der Umbau der Wewelsburg nach Ausbruch des „totalen Krieges“ als nicht mehr kriegswichtig erschien.
 
Besonders spürbar wurde die „himmelschreiende Ungerechtigkeit“, so der Guide Herr Beck, bei dessen Erzählungen über die Aufarbeitung der Geschichte, da beispielsweise SS-Kommandeure nach Zusammenbruch des NS-Staates in der Bundesrepublik nach wie vor ihre Rente erhielten, ehemals Inhaftierte jedoch z.B. aufgrund ihrer sexuellen Orientierung keine Entschädigung bekämen, mit der Begründung, dass sie zurecht im Arbeitslager gewesen seien.
 
Der dritte Teil der Führung fand nach einer kurzen Mittagspause gegen 12:40 Uhr in der Ausstellung „Ideologie und Terror der SS“ statt. Hierbei wurde auch auf die historische Relevanz der Wewelsburg eingegangen. So fand nur Mitte Juni 1941 ein einziges Mal ein „Gruppenführertreffen“ hier statt. 1941 überfiel das Deutsche Reich die Sowjetunion und kurz vorher wurde das Treffen vermutlich eingerufen, um alle ein weiteres Mal einzuschwören und die „Lebensraumideologie“ ein weiteres Mal zu verinnerlichen.
 
Interessant war in diesem Teil der Führung auch der Vergleich des Anspruches und der Wirklichkeit der NS-Ideologie am Beispiel vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler selbst. So erfüllte er den Anspruch an die Sportlichkeit der SS-Anhänger selbst nicht und war kein „muskelbepackter Zweimeter-Typ“, so der Guide. Auch den Anspruch an die familiäre Situation erfüllte er durch eine Affäre mit seiner Sekretärin nicht.
 
Gegen 14 Uhr machte sich der Kurs dann schon auf den Heimweg. Bereichert mit einem um ein weiteres Mal geschärftem Sinn für die Geschichte des Nationalsozialismus, nimmt wohl jede*r einen ganz eigenen Eindruck von der Geschichte der Wewelsburg mit.

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