Jugend debattiert - Schulfinale 2016

Jugend debattiert - Schulfinale 2016

von Talea Rullkötter erstellt am 04.02.2016

In einer  Diskussion gegen die Eltern kann man als Schüler kaum gewinnen. Das „Problem“ ist vielen nur allzu gut bekannt. Jeder hat dieses Bild von quengelnden Kindern im Kopf, die hilflos versuchen ihre Meinung durchzusetzen. Dass dies auch auf andere Weisen funktioniert, ist einigen nicht bewusst. Doch die Schüler der jetzigen Einführungsphase sind für solche „Probleme“ ab jetzt gewappnet: In den Sozialwissenschaftskursen wurden die Schüler für den Wettbewerb „Jugend debattiert“ vorbereitet.

Im Unterricht lernten sie die Regeln und den Ablauf einer Debatte kennen. Diese beginnt mit einer zwei Minuten langen Eröffnungsrede, in der jeder Teilnehmer seine Position grundlegend darstellt und begründet. Dann folgt eine zwölfminütige freie Aussprache, in welcher frei debattiert werden kann. Zum Schluss formulieren alle Teilnehmenden eine einminütige Schlussrede. Die Pro- und Contra-Seiten werden von jeweils zwei Schülerinnen und Schülern vertreten.

Im Unterricht werden Kompetenzen wie freies Sprechen, genaues Zuhören, Positionen anderer einzubeziehen, sich mit der Meinung anderer auseinanderzusetzen und auf einer fairen und sachlichen Ebene zu argumentieren behandelt.

Am Freitag, dem 22.01.2016, fand das Schulfinale in der Mediothek statt. Insgesamt schickten die SoWi-Kurse zwölf Schüler ins Rennen um den Titel. Zunächst wurde in drei Vorrunden mit folgenden Leitfragen debattiert:

- Soll das Tragen von Jogginghosen außerhalb des Sportunterrichts an unserer Schule verboten werden?

- Soll das Sitzenbleiben in der Schule abgeschafft werden?

- Soll eine Helmpflicht für Radfahrer im Straßenverkehr eingeführt werden?

Daraus gingen Isabell Exner, Paulina Budde, Michel Müßigbrodt und Joshua Steinmann als Finalisten hervor. In der sechsten Stunde debattierten sie vor der versammelten Jahrgangsstufe um den Einzug in den Regionalwettbewerb.

Zunächst begrüßte Frau Plöger die Anwesenden und drückte ihre Vorfreude bezüglich des anstehenden Finales aus. Es sei so wichtig, dass dieses Projekt Teil der Schullaufbahn ist, denn so seien die Schüler auch in folgenden Jahren in der Lage, ihre Meinung fundiert zu vertreten und Manipulationen zu erkennen.

Die Jury, bestehend aus vier Schülern der Qualifikationsphasen (Maurice-Niklas Hebel, Antonia Kirchhoff, Madita Schröder, David Schütte; Zeitwächterin: Franka Starke) , welche bereits in vergangenen Jahren erfolgreich an dem Wettbewerb teilnahmen, und den Fachlehrern Frau Ameling und Herr Baumann, bewertete wie in den Runden zuvor nach den vier Kategorien Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft.

Die Streitfrage des Finales lautete: Soll in Deutschland ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren eingeführt werden? Die Pro-Seite wurde von Isabell Exner und Joshua Steinmann vertreten, während Michel Müßigbrodt und Paulina Budde die Contra-Positionen einnahmen.

Es bestehe kein Verlass mehr auf eine faire und objektive Beurteilung der Bewerbung durch den Arbeitgeber. Ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren würde jedem Chancengleichheit und Gerechtigkeit bieten, meint Isabell. Joshua unterstützte dies und argumentierte, dass Arbeitgeber oftmals durch Vorurteile geleitet werden würden. So würden zum Beispiel Bewerber über 50 Jahren abgelehnt, da sie eine kürzere Zeitspanne bis zu ihrer Rente besäßen und aufgrund ihres Alters eine höhere Erkrankungsrate hätten. Ein anonymisiertes Verfahren könne Qualifikationen viel besser vergleichbar machen.

Auf der anderen Seite würde die Diskriminierung beispielsweise nur verschoben werden und damit nicht die Ursache, sondern lediglich die Symptome bekämpft werden. Außerdem basierten Jobs teilweise auf dem Aussehen, da eine gewisse Zielgruppe erreicht werden möchte. Dies ist vor allem in Bereichen, in denen aktiv mit dem Kunden umgegangen werden muss, der Fall, argumentiert Michel. Persönliche Informationen, wie die Schullaufbahn oder Geburtsort seien im Lebenslauf ohnehin zu finden. Außerdem sei durch das allgemeine Gleichstellungsgesetz Diskriminierung bereits verboten, so dass theoretisch alle Bewerber bereits die gleichen Chancen hätten, unterstützt ihn Paulina.

Am Ende der Debatte zieht sich die Jury zur Beratung zurück, um den Sieger zu ermitteln. Der Moderator Herr Schallenberg verkündete, dass es sich um eine hochklassige Finaldebatte gehandelt habe, in welcher nur Nuancen den Sieger ausmachten.

Isabell und Joshua blieben vor allem mit ihrer starken Überzeugungskraft bzw. des präzisen Ausdrucks in den Gedächtnissen der Jury hängen, während Michel durch sein gutes Entkräften der Gegenargumente eine seiner Stärken zeigte.

Paulina holte mit ihrer überragenden Sachkenntnis und ihrer rhetorischen Gewandtheit den Sieg und wird das FvSG zusammen mit dem Zweitplatzierten Joshua am Mittwoch, den 17.02.16 beim Regionalwettbewerb der Bezirksregierung in Detmold vertreten.  Michel und Isabell werden die beiden als Ersatzkandidaten begleiten.

Eines lässt sich abschließend sagen: Alle teilnehmenden Kandidaten haben gezeigt, dass sie auf einer fairen und sachlichen Ebene debattieren und sich gegen die Meinungen anderer durchsetzen können. Die erlernten Methoden werden ihnen nicht nur bei der nächsten Diskussion mit den Eltern, sondern auch in ihrem späteren Leben deutliche Vorteile einbringen.

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