Punktekampf in Naturwissenschaften
NaWigator-Tag am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium: Zum zweiten Mal traten Siebtklässler einen Schultag lang in einem Projekt der Uni Kiel in den Fächern Mathe, Physik, Chemie und Biologie gegeneinander an
Bünde. Tüfteln, knobeln und hier und da schäumt und qualmt es auch mal. So machen Naturwissenschaften Spaß – und einmal im Schuljahr dürfen die Siebtklässler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums (FvSG) richtig loslegen, klassenweise gegeneinander antreten und um Punkte kämpfen. Zum zweiten Mal fand am FvSG jetzt der „NaWigator-Tag“ statt, bei dem sich einen Tag lang alles um Experimente und naturwissenschaftliche Fragestellungen dreht.
Deutschlandweit gibt es 15 Schulen, die sich am „NaWigator-Tag“ beteiligen. Die Idee dazu stammt von der Uni Kiel, die das Ziel verfolgt, die NaWi-Fächer Mathematik, Physik, Chemie und Biologie stärker in Wettbewerbe einzubinden und Schüler dadurch in diesen Bereichen zu motivieren. „Unser naturwissenschaftlicher Schwerpunkt war bei der Bewerbung sehr hilfreich“, erklärt Lehrer Michael Hötger. Im vergangenen Jahr erhielt das FvSG von der Uni Kiel offiziell die Ernennung zur „Wettbewerbsschule im NaWigator-Netzwerk“.
Der naturwissenschaftliche Schwerpunkt des Gymnasiums zeigt sich schon in den unteren Klassen, in denen derzeit noch ein Schulversuch läuft. Dabei handelt es sich um ein auf zunächst sechs Jahre angelegtes, offizielles Schulentwicklungsvorhaben. Hierbei werden Schüler der Erprobungsstufe fachübergreifend unterrichtet und erarbeiten Lösungen zu Fragestellungen zu Alltagsphänomenen aus ihrer Lebenswelt, indem sie selbst Experimente entwickeln und durchführen.
Und wenn man den Siebtklässlern dabei etwas über die Schultern schaut, trifft das Konzept bei ihnen ins Schwarze. Schüler der 9. Klassen unterstützen die Lehrer als Juroren und beobachten die Teams. „Wir vergeben auch Punkte für das Sozialverhalten“, sagt Stina Möller.
Ole Streuter ergänzt: „Wenn die Gruppen ihre Arbeitsplätze nicht ordentlich hinterlassen, gibt es auch schon mal Punkteabzug.“ Die Neuntklässler stellen fest, dass die jüngeren Schüler oftmals die Textaufgaben nicht sorgfältig durchlesen und dann zu einem falschen Ergebnis kommen würden – oder zu gar keinem.
Einige der Juroren würden einen „NaWigator-Tag“ in den oberen Klassen begrüßen, doch so leicht lässt sich so ein Projekt nicht umsetzen. Allein für diesen Tag, der jetzt zum zweiten Mal stattfand, dauerte die Vorbereitung mehr als drei Wochen. Mehr als doppelt so lang für die erste Auflage im vergangenen Jahr. „Insgesamt sind 15 Kollegen daran beteiligt“, sagt Michael Hötger. Und auch weitere bieten dabei ihre Unterstützung an, die mit dem Thema an sich gar nichts zu tun haben.
Das Tüfteln und Experimentieren ist aber nur ein Teil des Tages. Am Ende steht noch ein Quiz aller Teilnehmer in der Mediothek auf dem Programm, bei dem aus allen naturwissenschaftlichen Themenbereichen Fragen gestellt werden. Erst danach wird unter den Klassen des 7. Jahrgangs buchstäblich abgerechnet. Die beste Klasse erhält einen Wandertag.
Gunnar Woltering, der Leiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, war von dem Konzept, Naturwissenschaften in der Erprobungsstufe fächerübergreifend zu unterrichten, schon angetan, bevor er vom Gymnasium am Waldhof in Bielefeld nach Bünde wechselte. Ebenso begeistert ihn dieses besondere NaWi-Engagement: „Schule ist spannend. Der NaWigator-Tag ist ein sehr gelungenes Beispiel, um zu zeigen, was Schule ausmacht: Neugier, Lernfreude, Teamarbeit, projektorientiertes Arbeiten und forschendes Lernen. Und durch die Wettkampfbedingungen werden auch noch Ehrgeiz und Ausdauer gefördert. Besser geht es nicht!“
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11 - Bünde, Montag 11. Dezember 2017